Dieser Artikel ist durch Besuche in verschiedenen gemeinschaftlichen Wohnprojekten entstanden. Warum aber sei gemeinschaftliches Wohnen nachhaltig? Und kann das ein Konzept für Alle sein?

Teilen der Hausarbeit oder der Wohnkosten, der Gebrauchsgüter, wie Mobilität, Waschmaschinen oder Werkzeuge können ein Anhaltspunkt sein. Gemeinsame Rechnungen und Transportkosten führen individuelle Kosten zusammen und können im bewussten Miteinander verringert werden.

Diese Bereiche gestalten sich im klassischen Singlehaushalt oder sogar im Ein-Familienhaus als Löwenanteil. Die Flächen, die Geräte und Infrastruktur wird alleine gestemmt. Zum großen Teil bleibt sie dann auch noch ungenutzt. In der kollektiven Nutzung kann all das aufgeteilt werden. Nicht nur Kosten für einzelne verändern sich also – die gemeinsame Nutzung kann Ressourcen schonen und die Ökoeffizienz drastisch steigern.

Hier werden nun verschiedene Konzepte vorgestellt. Das schöne am gemeinsamen Leben ist die Vielfalt die gelebt werden kann:

Nachbarschaft teilen

Es gibt schon fertige und weit gestreute Gemeinschaften, wie nachbarschaft.net oder nebenan.de aber die Erfahrung ist, dass selbstorganisierte und auf Augenhöhe mit allen Beteiligten geschaffene Nachbarschaften besser funktionieren. Es fängt mit gemeinsamen Nachmittagen der Planung an und wird mit einer Prise Zusammenarbeit ein richtiges Rezept für eine nachhaltige Nachbarschaft. Dieses Konzept stellt also erstmal keinen Eingriff in die Privatsphäre oder das tatsächliche Wohnen, wenn aber festgestellt wird dass gerne noch mehr geteilt werden würde, steht dem, dank der guten Vernetzung eigentlich auch nichts mehr im Wege.

neue-nachbarschaft.de

neue-nachbarschaft.de

Das Netzwerk neue Nachbarschaft unterstützt Gemeinschaftsprojekte in der Nachbarschaft und sogenannte „Immovielien“ – Immobilien von Vielen für Viele.

Auf Vimeo gibt’s den Infofilm.

 

neustartschweiz.ch

neustartschweiz.ch

Bei diesem Konzept finden sich bis zu 500 Menschen in einer Art „Mikro-Agro“ Nachbarschaft zusammen – nach dem Motto „gut zusammen viel weniger

 

localtools.org und commonsbooking als WordPress Plugin zum Beispiel sind nur zwei der digitalen Tools für weitere Vernetzung in der Nachbarschaft. Mit dieser Software werden Gemeinschaftsgüter und allerhand mehr organisiert. Sie sind frei nutzbar und können beliebig angepasst werden.

Städte teilen

Wenn es nicht die Nachbarschaft sei, kann auch die ganze Stadt miteinbezogen werden. Durch einfache, duplizierbare Konzepte wie Giveboxen, Fairteiler, offene Bücherregale, freie Lastenräder oder offene Immobilien können zentrale Treffpunkte entstehen. Diese Offenheit kann dann Nährboden für weitere Projekte, Netzwerke und Erfahrungen sein – offene Werkstätten, Quartiersgärten, geteilte Versorgung oder sogar Infrastruktur, wie Energie.

Ein übergreifendes Netzwerk dafür sind die weltweiten Transition-Town Initiativen. Sie gestalten aktiv Städte für ein nachhaltiges Miteinander und setzen sich bewusst mit gelebten Alternativen auseinander.

Dörfer teilen

Nach obigen Rezept kann natürlich auch das Dorfleben geteilt und vervielfältigt werden. Was hier jedoch mit „Dörfer teilen“ gemeint ist, ist die weltweite Bewegung der Ökodörfer, auch „ecovillage“ genannt. Deswegen hier auch die Abgrenzung zur Stadt. Dieses Konzept ist als Projekt für ganze Siedlungen und freiwillige Gemeinschaften gedacht.

„Ökodörfer sind Gemeinschaften mit einer lebendigen Sozialstruktur, äußerst vielfältig und dennoch verbunden durch gemeinsame ökologische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Werte und Ziele.“

Sie setzen sich intensiv mit allen vier Dimensionen der Nachhaltigkeit auseinander und setzen diese auch aktiv in der intentionalen Gemeinschaft um. Auf der Karte findet ihr verschiedene Projekte, außerdem gibt es vielfältige Materialien in der Solution Library des „global ecovillage networks“ GEN:

bundesweit: gen-deutschland.de

europaweit: gen-europe.org

weltweit: ecovillage.org

Häuser teilen

Wenn es nun nicht mehr nur darum geht Nachbarschaft und direkte Umwelt zu teilen und für jede*n zu öffnen, gibt es die Konzepte die am ehesten an das klassische gemeinschaftliche Wohnen herankommen.

Netzwerke wie coliving.org funktionieren wie die klassische Studenten-, Mehrgenerationen-, Familien- Wohngemeinschaften, kurz WGs. Sie können längerfristig ausgelegt sein oder speziell für Reisende, für gemeinschaftlich Arbeitende oder sich in alle Richtungen der Lebensformen und -konzepte gestalten.

Es gibt Konzepte die sich weitergehend mit dem Teilen und Gemeinschaftseigentum auseinandersetzen wie Kommunen, solidarische Kooperationen und intentionale Gemeinschaften. Auch hier gibt es bereits Rezepte zum selber machen. Ein Konzept darunter ist das eines Mietshäusersyndikats, es unterstützt Lebensgemeinschaften mit einem kooperativen Rahmen und ermöglicht neue partizipative und nachhaltige Wohnformen. Zwei Gemeinschaftsprojekte  & Nachbarn in Heidelberg erklären das Konzept:

die Hagebutze im Erklärvideo und von den Konvisionären gibt’s ausführlich zu lesen!

Das Mietshäusersyndikat führt dabei viele solcher Projekte zusammen und vernetzt dabei die einzelnen Projekte. Eine Karte gibt’s hier.

Leben teilen

Mensch kann also nicht nur die Häuser teilen, sondern bis hin zur WG eine gemeinschaftliche und nachhaltige Struktur etablieren. Das Wohnprojekte-Portal zeigt viele WGs, Interessengruppen und Projekte als funktionierende Beispiele dafür. Erst hier sind wir also an der klassischen Vorstellung des geteilten Lebens angekommen.

Nachbarschaften, Häuser, Dörfer und Städte können dabei neue Formen des Zusammenlebens ermöglichen und erst am Ende stellt sich die persönliche Frage – wie möchte ich selbst mein Leben teilen? Alleine, mit Freunden, Gleichgesinnten? In Mehrgenerationen-, Familien- oder Ausnahme-WGs?

Die Konzepte zum nachhaltigen Zusammenleben bieten sich in bunt gelebter Vielfalt und sogar mit Überschneidungen an. So kann für jede*n was dabei sein!

Viele Projekte haben offene Treffs oder regelmäßige Veranstaltungen wenn Mensch sich für nachhaltiges gemeinschaftliches Leben interessiert. Weiterlesen könnt ihr auf den Seiten und Links im Text.

Das Institut für partizipatives gestalten hat außerdem dazu einen ausführlichen Praxisleitfaden für gemeinschaftliches Wohnen erstellt. Um den Fragestellungen nachhaltigen Miteinanders nachzugehen und einen Überblick über die verschiedenen Formen des gemeinschaftlichen Wohnens zu informieren.

Arbeiten teilen?

Coworking und Jobsharing setzen auf die gleiche Kraft wie gemeinschaftliches Wohnen – gemeinsam sind wir stark, können uns absichern und besser einteilen!

Für das Thema gibt’s dann aber einen eigenen Artikel –


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